Geschichte Islands

Wann genau Island entdeckt und besiedelt wurde weiß man leider nicht. Historiker nehmen an, dass der Reisebericht des griechischen Händlers und Geographen Pytheas von Marseille aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. die erstmalige Beschreibung Islands enthält. Aus dem Buch ist überliefert, dass sich sechs Tagesreisen nördlich von Britannien ein besiedeltes Land findet, in dem während der Sommersonnenwende die Sonne die ganze Nacht über dem Horizont steht. Pytheas nannte das Land Thule.

Die ältesten Nachweise findet man aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. in Form von römischen Münzen. Diese wurden in alten Siedlungen im südöstlichen Island gefunden – dort, wo Seefahrer aus Europa meist anlandeten. Die Münzen sind Belege aus der Landnahmezeit durch die Wikinger, jedoch ist nicht abschließend geklärt, wie genau sie nach Island kamen. Ein weiterer Beleg für frühe Siedlungen auf Island sind archäologische Ausgrabungen auf den Westmännerinseln. Hier wurde unter einer Lavaschicht aus dem 7 Jahrhundert n. Chr. ein typisch norwegisches Landhaus entdeckt.

Dass Islands Erstbesiedelung durch entlaufene irische Sklaven stattgefunden hat ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gründungsmythos. Überliefert ist jedoch, dass sich um circa 860 ein norwegisches Wikingerschiff mit dem Seemann Naddoddur in einem Unwetter nach Ostisland verirrte. Naddoddur taufte das Land "Schneeland". Wenige Jahr danach überwinterte der Schwede Garðar Svavarsson in Húsavík in Nordisland und benannte die Insel nach sich selbst “Garðarsholmur”. Der dritte Besucher war Flóki Vilgerðarson, er suchte nach einer Siedlungsstätte. Ein eisiger Winter liesen seine Schafe allerdings verhungern und so kehrte Flóki Vilgerðarson nach Norwegen zurück. Viel später kam er wieder nach Island und wohnte dort bis zu seinem Lebensende. Flóki Vilgerðarson soll den Begriff "Eisland" geprägt haben, nachdem er an der isländischen Küste Treibeis aus Grönland erblickte.

Als Erstsiedler gilt Ingólfur Arnarson, er zog mit seiner Familie 870 nach Island. In Norwegen verlor er durch eine Verurteilung seinen gesamten Landbesitz und suchte sich an der Südküste Islands eine neue Siedlungsstätte. Schließlich verlegte er seine Siedlung in die Nähe von Reykjavík. Im 9. Jahrhundert folgten weitere Norweger und keltische Immigranten, die sich ansiedelten.

Während der Zeit der Landnahme durch die Wikinger zwischen 870 und 930 wurde das bewohnbare Land aufgeteilt. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten deutsch-isländischen Beziehungen. Der erste Deutsche wahr vermutlich Missionsbischof Friedrich im Jahr 981. Im Zuge der Christianisierung hielt er sich fünf Jahre in Island auf. Bischof Ísleifur Gissurarson, der erste isländische Bischof, wurde in Bremen geweiht.

Nach der Landnahme entwickelten sich auf Island regelmäßige Versammlungen. Das Althing, das isländische Parlament wurde gegründet. Diese Versammlung der Oligarche des Landes fand jährlich statt. Die Gesetzgebung und Rechtsprechung fand aufgeteilt in vier Gebieten statt, es gab jedoch auch blutige Familienfehden auf Island, die sich schließlich bis Mitte des 13. Jahrhunderts hielten. Der norwegische König Håkon Håkonarson wusste, wie sich die Machthaber gekonnt gegeneinander ausspielen liesen. So kam es im Jahre 1262 schließlich zum Alten Vertrag (isländisch: gamli sáttmáli), durch den der norwegische Herzog Gissur die Macht übernahm.

Während der norwegischen Herrschaft von 1262 bis zum Ende des 14. Jahrhunderts gab es zahlreiche Reformen, die das Leben der Isländer stark beeinflusste. Die norwegische Rechtsprechung hielt Einzug und das Land wurde in Verwaltungsbezirke unterteilt, in denen norwegische Gouverneure regierten. Die Zeit war zudem durch zahlreiche Naturkatastrophen und Hungersnöte geprägt. Zwei Drittel der isländischen Bevölkerung starb an der Pest.

Vom 14. bis ins 18. Jahrhundert war Island Teil der Kalmarer Union unter dänischer Herrschaft. Der dänische König Friedrich III führte um 1660 den Absolutismus ein, wodurch das isländische Althing seine Macht verlor. 1800 wurde das Althing schließlich ganz abgeschafft. Dies änderte sich erst durch den Frieden von Kiel, die Unabhängigkeitsbestrebungen Islands wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer stärker. 1874 erhielt das Althing schließlich legislative Rechte. Das Island zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war durch starken wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung geprägt. Fischfang und Industrie wurden weiter ausgebaut, die medizinische Versorgung und Schulbildung verbesserte sich. Seit 1904 vertrat ein Minister die Interessen Islands in Dänemark, der 1905 auch den Telegrafen in Island einführte. Ein Jahr später wurde das erste Seekabel nach Island gelegt.

Während beider Weltkriege war Island neutral, dennoch stationierten sich 1940 zuerst Briten, später dann US-Amerikaner auf Island. Die isländische Bevölkerung sprach sich gegen die Besetzung aus, die Militärbasen schafften jedoch auch Arbeitsplätze. Im Zweiten Weltkrieg blieb Island relativ unbeteiligt. Bis auf den Angriff des Hafens Seyðisfjörður durch die deutschen Truppen im Jahre 1944 und einige wenige Beschüsse isländischer Trawler blieb die isländische Bevölkerung weitestgehend verschont.

Nach dem zweiten Weltkrieg gewann Island schnell an internationaler Bekanntheit. Die Aufnahme zu den Vereinten Nationen erfolgte am 19. November 1946, 1948 der Beitritt in die OECD. 1949 war Island zudem Gründungsmitglieder der NATO und des Europarates.